Bessere Entscheidungen treffen
Einblicke in die Entscheidungsforschung von Harvard.

Bessere Entscheidungen treffen: Die 6 Denkfallen, die jedes Team kennen muss (Harvard-Insights)
Schon mal eine Entscheidung getroffen, die sich später als Fehler herausgestellt hat – obwohl damals alles logisch klang? Du bist nicht allein. Die meisten Teams stolpern regelmäßig über unsichtbare Denkfallen, die Projekte sabotieren, Geld kosten und für Frust sorgen. Hier erfährst du, wie du diese Fallen erkennst, im Team vermeidest und so fundiertere, nachhaltige Entscheidungen triffst.
Warum Teams an Denkfehlern scheitern – und wie du das verhinderst
Zahlreiche Studien von Harvard Business Review und der Verhaltensökonomie zeigen: Selbst erfahrene Teams tappen immer wieder in dieselben Entscheidungsfallen – nicht aus mangelnder Kompetenz, sondern weil unser Gehirn auf mentale Abkürzungen zurückgreift. Diese sind zwar im Alltag praktisch, führen aber bei wichtigen Team-Entscheidungen schnell zu teuren Irrtümern, riskanten Projekten und unnötigen Diskussionen.
Schlechte Entscheidungen sind teuer:
- 67 % der Teams geben zu, schon mal ein Projekt aus den falschen Gründen gestartet zu haben.
- 1 von 2 Führungskräften ärgert sich über „Meeting-Marathons“ ohne echte Entscheidung.
- 12 % des Jahresbudgets verlieren Unternehmen laut Studien durch unklare, riskante Entscheidungen.
Die gute Nachricht: Wer die typischen Denkfallen erkennt und gezielt vermeidet, trifft nicht nur bessere Entscheidungen – sondern stärkt auch Motivation, Geschwindigkeit und Teamgeist.
Die 6 größten Denkfallen bei Teamentscheidungen (und wie du sie umgehst)
1. Framing-Falle: Falsche Frage, falsche Lösung
Die Framing-Falle tritt auf, wenn das Problem oder die Entscheidungsfrage von Anfang an zu eng oder suggestiv formuliert wird. Oft verengt ein Team unbewusst die Sichtweise und verliert dadurch vielversprechende Optionen aus dem Blick. So werden Diskussionen schnell zur „Ja oder Nein“-Debatte – und echte Lösungen bleiben verborgen.
Folge: Viele mögliche Alternativen werden gar nicht erst betrachtet – und Teams verstricken sich in Endlos-Debatten ohne echte Entscheidung.
- „Was wollen wir eigentlich für den Nutzer erreichen?“
- „Welche unterschiedlichen Wege gibt es, das Ziel zu erreichen?“
- „Wie würden andere Teams dieses Problem angehen?“
2. Anker-Falle: Die erste Zahl bestimmt alles
Die Anker-Falle beschreibt, wie der erste genannte Wert – egal ob Budget, Deadline oder Prognose – das gesamte Denken eines Teams unbewusst beeinflusst. Teams neigen dazu, sich an diesem „Anker“ festzuhalten und spätere Überlegungen daran auszurichten, selbst wenn bessere Informationen verfügbar wären.
- „Was würde ich glauben, wenn ich diese Zahl nicht zuerst gehört hätte?“
- Immer mit externen Benchmarks, Daten oder unabhängigen Quellen gegenprüfen.
3. Status-quo-Falle: „Das haben wir immer so gemacht …“
Die Status-quo-Falle beschreibt die natürliche Tendenz, an bestehenden Strukturen, Tools und Prozessen festzuhalten – einfach weil sie vertraut sind. Innovation und Effizienz bleiben dabei oft auf der Strecke. Gerade Teams wiederholen Routinen, obwohl bessere Wege längst verfügbar wären.
- „Würden wir heute nochmal genauso entscheiden?“
- „Welche Alternativen sind inzwischen einfacher oder effizienter?“
4. Sunk-Cost-Falle: Nur weil schon investiert, dranbleiben?
Die Sunk-Cost-Falle hält Teams davon ab, verlustreiche Projekte zu beenden – nur, weil bereits viel Zeit oder Geld investiert wurde. Doch vergangener Aufwand ist kein guter Ratgeber für zukünftige Entscheidungen. So werden Ressourcen oft verschwendet, obwohl ein Kurswechsel sinnvoller wäre.
- „Würden wir heute nochmal so starten, wenn wir noch nichts investiert hätten?“
- Entscheide nach aktuellem Nutzen und Potenzial – nicht nach bereits versenkten Kosten.
5. Bestätigungsfehler: Nur hören, was gefällt
Beim Bestätigungsfehler sucht das Gehirn gezielt nach Informationen, die die eigene Meinung oder Strategie stützen. Kritische Stimmen, Probleme oder Gegenargumente werden unbewusst ausgeblendet. Gerade bei Produktentwicklung oder Feedback-Runden führt das zu Fehlentscheidungen und verpassten Chancen.
- „Was könnte unsere Annahmen widerlegen?“
- Benenne im Team einen „Challenger“, der bewusst die Gegenposition einnimmt und Schwachstellen anspricht.
6. Überoptimismus: „Das klappt schon!“
Überoptimismus entsteht, wenn Teams oder Führungskräfte Risiken unterschätzen und Erfolgschancen überschätzen. Zu viel Selbstvertrauen führt dazu, dass Entscheidungen aus dem Bauch heraus getroffen und Tests übersprungen werden. Das kann schnell teuer werden – für das ganze Unternehmen.
- „Was könnte schiefgehen?“
- Teste Annahmen durch A/B-Tests, Pilotprojekte oder Feedback-Schleifen, bevor du alles umstellst.
Sofort-Check: Fallen vermeiden – die schnelle Team-Checkliste
- ✓Haben wir die Entscheidungsfrage breit und offen gestellt?
- ✓Prüfen wir Anker und erste Werte kritisch?
- ✓Hinterfragen wir regelmäßig den Status quo?
- ✓Entscheiden wir nach Nutzen – nicht nach vergangenem Aufwand?
- ✓Hören wir alle Stimmen, besonders die kritischen?
- ✓Planen wir Zweifel ein und testen unsere Annahmen?
Je öfter du „Ja“ ankreuzt, desto besser werden eure Entscheidungen!
Fazit & Praxis-Tipps für sofort bessere Entscheidungen
Denkfehler sind menschlich – aber sie müssen nicht teuer sein. Wer sie im Team systematisch adressiert, spart Zeit, Geld und Nerven. Setze die Tipps heute um und du wirst schon im nächsten Meeting merken, wie schnell sich Diskussionen entspannen und bessere Lösungen entstehen.
Nächster Artikel: Wie du aus klaren Entscheidungszielen bessere Optionen entwickelst – und die nächste Falle sicher umgehst.
Quellen & Hinweise
Inspiriert und zusammengefasst nach: „On Making Smart Decisions“, Harvard Business Review Press, 2013. Diese Zusammenfassung spiegelt unsere Interpretation der Quellen wider; Fehler liegen bei uns.
DecTrack
July 19, 2025